Dieses Jahr war’s soweit. Die Snowboardbekleidung von Marcel zerfiel in Einzelteile. Für ihn war es also höchste Zeit, sich nach einem neuen Snowboard-Outfit umzusehen. Da ich mich für nachhaltige Outdoorbekleidung interessiere, habe ich mich bei seiner Suche einfach angehängt und berichte euch nun von unseren Erfahrungen.
Am Anfang war es gar nicht so einfach, uns im Dschungel aller Outdoor-Marken zurechtzufinden. Bevor wir uns in die lokalen Sportgeschäfte stürzten, haben wir uns online über die zu beachtenden Punkte informiert, damit wir im Geschäft einfacher selektionieren konnten.
Bei den Schneejacken und Hosen scheint man an synthetischen Kunstfasern kaum vorbei zu kommen. Die Basis für diese Faser ist meist Erdöl, welches "nicht erneuerbar" ist. Auch sollten wir uns bewusst sein, dass Materialien aus diesen Fasern nur schwer abbaubar sind. Deshalb ist es wichtig, Snowwear bedacht zu kaufen und sie dann so lange wie möglich zu tragen.
Doch Kunstfasern sind nicht per se schlecht. Sie sind sehr langlebig und Kleidungsstücke aus Polyamid und Polyester lassen sich teilweise komplett zu neuen Kleidungsstücken recyceln. Patagonia und Pyua bieten sogar ein eigenes Rücknahmesystem für ihre Artikel an, um diese zu recyceln.
Ein weiteres grosses Problem von Polyester ist ja bekannterweise, dass sich bei jedem Waschgang kleinste Partikel lösen, die danach als sogenannter Mikroplastik im Gewässer landen. Da Schneebekleidung in der Regel aber nicht oder nur selten gewaschen werden muss, gehen wir den Kompromiss in diesem Fall ein. In den unteren Schichten, die den Schweiss abbekommen und die öfter gewaschen werden müssen, empfiehlt sich aber auf jeden Fall die Entscheidung für natürliche Fasern. Falls Du Kleidungsstücke aus Polyester hast, die Du oft waschen musst, kannst Du diese übrigens mit dem "Guppyfriend Washing Bag" waschen, der die Mikropartikel aufhält. Erfahre hier mehr über den Waschbeutel.
Weiter sind wir über die Thematik «Imprägnierung» gestossen. Die Verwendung von PFC (per-, oder polyfluorierte Chemikalien, auch Fluorcarbone genannt) ist weit verbreitet. PFC bezeichnet eine Gruppe von über 8000 verschiedenen Stoffen. Sie haben kein natürliches Vorkommen, lassen sich aber trotzdem bereits in den abgelegensten Flecken der Welt nachweisen, da sie kaum abbaubar sind und die Entsorgung äusserst schwierig ist. Ausserdem gelten einige der Stoffe als krebserregend und/oder hormonwirksam.
Wenn ein Kleidungsstück jedoch wasserdicht sein soll, kommt man um eine Imprägnierung kaum herum. Also haben wir recherchiert, ob es mittlerweile umweltfreundliche Alternativen gibt. Wir wurden natürlich fündig 😊
Die Alternative heisst ganz simpel PFC-freie Imprägnierung.
Produkte mit PFC-freier Imprägnierung sind meistens mit dieser Bezeichnung auf dem Etikett angeschrieben.
Als Ersatzstoffe kommen vielfach Silikone oder Polymere zum Einsatz, die sowohl in der Herstellung als auch in der Entsorgung bedeutend umweltfreundlicher sind. Nikwax war bei der Recherche immer ein grosser Begriff, darüber erfährst Du hier mehr.
Im Geschäft haben wir also gezielt nach nachhaltiger Snowwear gefragt, für die recyceltes Polyester (zum Beispiel aus alten Petflaschen) verwendet wurde und die umweltfreundlich imprägniert ist. Selbstverständlich mussten die Materialien auch frei von tierischen Bestandteilen sein. Wir haben so viele Möglichkeiten, uns vor Nässe und Kälte zu schützen, da brauchen wir den Tieren nicht ihr Leben, ihre Haut und/oder ihr Fell zu nehmen. Mein Körper, meine Entscheidung. Ihr Körper, nicht meine Entscheidung. Macht Sinn, oder? :-) Wir beobachten sie lieber in der Natur, wie sie voller Lebensfreude durch den Schnee toben 😉
Und da gibt es anscheinend schon so einige Hersteller, die sich dem Umweltschutz verpflichtet haben und unseren Kriterien weitgehendst entsprechen.
Weiter unten findest Du eine Liste der Hersteller, die wir uns angeschaut haben. Alle unten aufgeführten Marken engagieren sich auch für faire Arbeitsbedingungen und sind z.B Mitglieder der Fair Wear Foundation oder Ähnlichem.
Bei der Auswahl des Stores empfehlen wir darauf zu achten, dass das Personal selber eine Schneesportart ausübt. Das steigert die Qualität der Beratung enorm und Du findest so mit hoher Sicherheit ein Produkt, dass zu Dir passt und Dir lange Freude bereitet.
Und denke daran; Schneebekleidung soll lange halten und qualitativ hochwertig sein. Der Preis für eine nachhaltig und fair produzierte Ausrüstung ist natürlich etwas höher als für konventionell produzierte Ware. Jedoch steht er für ein langlebiges Produkt, dass Du nicht nach wenigen Abenteuern schon ersetzen musst. Snowwear sollte eine langfristige Investition sein und das zahlt sich mit der Zeit aus. Ausserdem ergibt es keinen Sinn, als naturliebender Mensch Produkte zu kaufen, für die ebendiese Natur zerstört wird.
Noch ein letzter Tipp mit auf den Weg; Das «Blue Sign» ist ein Zertifikat, dass Dir die Suche erleichtern kann. Es schliesst umweltbelastende Substanzen von Anfang an aus dem Fertigungsprozess aus, legt Richtlinien fest und kontrolliert deren Einhaltung für eine umweltfreundliche und sichere Produktion.
Hier sind die Marken, für die wir uns näher interessiert haben. Mit einem Klick auf den Namen gelangst Du zur jeweiligen Homepage.
Patagonia ist schlichtweg ein Vorreiter in Sachen «Nachhaltige Outdoor-Produkte» und dient hoffentlich als Vorbild für andere Unternehmen. In dem Store in dem wir waren, hatten sie allerdings nur Produkte für Skitouren da. Diese waren für Marcel's Belangen zu wenig gefüttert, weshalb wir dieses Mal bei Patagonia leider nicht fündig wurden.
Auch Vaude ist eine zuverlässige Adresse für Outdoor-Abenteurer und Abenteurerinnen. Vaude ist Mitglied der Fair Wear
Foundation und hat sich somit verpflichtet, in allen Produktionsstätten die strengen Richtlinien der FWF einzuhalten und höchste Standards für sozial gerechte Arbeitsbedingungen zu erfüllen.
Mit ihrem Green Shape-Label bieten sie funktionelle und umweltfreundliche Produkte aus nachhaltigen Materialien.
Das Outfit von Marcel ist von Picture. Wenn Du farbige Teile mit Style suchst, bist Du hier richtig. Auf dem Bild zu sehen ist die Snowpants "Object" in Orange, sowie die Jacke "Panel Aravis". Sie sind zu einem grossen Teil aus recycelten Petflaschen gemacht, ausserdem sind sie vegan und dauerhaft PFC-frei Imprägniert. Gefunden hat er das Outfit im Ski - & Snowboard-Center Neuhaus.
Ortovox fiel bei unseren Kriterien leider durch, da sie bei der Snowwear vor Allem mit Wolle arbeiten. Dennoch findest Du bei dieser
Marke auch Produkte ohne tierische Materialien. Wenn Dir Sicherheit am Berg wichtig ist (und das sollte sie unbedingt) dürfte das Angebot der Ortovox-Lawinenausrüstung und Sportrucksäcke Dein
Herz höher schlagen lassen.
Diese entsprechen höchster Qualität und Funktionalität.
Bei Pyua gibt's nachhaltige, hochwertige, und funktionale Snowwear mit urbanem Style. Auch Pyua hat ein Rücknahmesystem, durch das alte Pyua Teile zu Neuen recycelt werden können. Auf der Homepage kann man viel über die nachhaltige Produktion der Marke lesen und erfährt auch mehr über die Firmenphilosophie, die echt spannend ist.
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SaoiAebi (Mittwoch, 23 Januar 2019 19:56)
Spannender Beitrag! Danke für die Recherche! :-)